Ein Modellprojekt in Deutschland

Maßgebende finanzielle Unterstützung für gefährdete Populationen erhalten Züchter und Verbände in Deutschland durch die Bundesländer bzw. durch die EU. Die Bundesrepublik und die Bundesländer stehen hier in besonderer Verantwortung und wollen dieser auch zielgerichtet und effizient gerecht werden. Dazu zählt natürlich auch eine optimale und sachgerechte Förderung. Die Frage einer objektiven Bewertung, Einschätzung und Abgrenzung gefährdeter Haustierrassen voneinander steht dabei unter vielen anderen immer wieder im Vordergrund. Im Rahmen dieses Modellprojektes sollten folgende Fragestellungen u.a. geklärt werden:

  • Ist eine objektive genetisch-züchterische Abgrenzung von Rassen, Zuchtrichtungen oder Schlägen möglich ?

  • Wie stark ist eine evtl. stattgefundenen Einkreuzung vorangeschritten ?

  • Welche Rassenanteile sind in einem Kreuzungsbestand vorhanden ?

  • Sind noch genügend Gene einer ursprünglichen Rasse in einem Kreuzungsbestand vorhanden ?

  • Welcher Rasse ist ein Einzeltier zuzuordnen ?

  • Aus welchen vorhandenen Tieren kann eine repräsentative Stichprobe, z.B. für Embryonen- oder Spermadepots zusammengestellt werden.

Eine erste Vorüberlegung beschäftigte sich nun mit der Frage, welche Rassen bzw. Rassengruppe sich anböte, eine solche Fragestellung am ehesten erproben zu können. Die Rassengruppe des Rotviehs (+ der Gelbviehrassen) eignete sich für eine derartige Untersuchung in hervorragender Weise. Dieser Rasseblock kann, historisch betrachtet, als ursprünglich in Deutschland angesehen werden. Im Laufe der Entwicklung bildeten sich nun, wie schon eingangs erwähnt, unterschiedliche und noch heute beschreibbare Rassen und Schläge.

Während Bezeichnung und Benennung von Rassen, und damit Eintragung in Herdbücher, heute eher eine formale und tierzuchtrechtlich-organisatorisch bedingte Einteilung erfahren haben, konnten diese Grenzen im Rahmen des Modellprojektes aufgelöst werden. Eine aus der Historie abgeleitete, sowie aus einer besonderen Situationskenntnis heraus resultierende Einteilung von unterschiedlichen zu untersuchenden Gruppen / Teilpopulationen von Tieren konnte daher umgesetzt werden.

Folgende Populationen wurden untersucht:

  • Angler Rind moderner Zuchtrichtung (Schleswig-Holstein)

  • Angler Rind moderner Zuchtrichtung (Hessen und Nordrhein-Westfalen)

  • Rotvieh alter Angler Zuchtrichtung

Die Gruppe des Angler Rindes umfasst diejenigen Populationen, deren Nutzungsspektrum schwerpunktmäßig in der Milcherzeugung liegt. Die schleswig-holsteinische und die hessisch-westfälische Population sind deshalb unterschieden, da es sich hier um das Ursprungszuchtgebiet und ein Nachzuchtgebiet handelt. Weiterhin befanden sich, gerade unter den schleswig-holsteinischen älteren Kühen, noch einige Tiere, die fast  gänzlich ohne genetischen Einfluss von Einkreuzungen der letzten Jahre waren und somit eine eigene Gruppe (Rotvieh alter Angler Zuchtrichtung) bildeten. Nebenbei kann an dieser Stelle angemerkt werden, dass u.a. dieser Umstand letztlich dazu geführt hat, die Zucht des Rotviehs alter Angler Zuchtrichtung in ein Erhaltungszuchtprogramm zu kleiden, was sich inzwischen sehr erfolgreich gestaltet. Der eigens im letzten Jahr gegründete Förderverein des Angler Rindes alter Zuchtrichtung e.V. hat sich dieser Aufgabe angenommen.

  • Rotes Höhenvieh

  • Niedersachsen und Sachsen Anhalt (Harzer)

  • Thüringen (Südharz)

  • Hessen (Vogelsberger)

  • Westfalen (Wittgenstein)

  • Sachsen (Vogtländer)

  • Tschechien

  • Polen

Die Gruppe der fünf erstgenannten Populationen wird heute unter der gemeinsamen Rassebezeichnung "Rotes Höhenvieh" geführt. Historisch betrachtet ließen sich jedoch immer unterschiedliche Schläge finden, wie sie auch heute zumindest noch in den regional genutzten Bezeichnungen fortleben. Ergänzt wurden die heimischen Populationen durch Proben aus offensichtlich und vermutet nahestehenden polnischen und tschechischen Herkünften. Im Rahmen des Projektes und durch Kenntnis der Geschichte der Höhenrotviehschläge konnte davon ausgegangen werden, dass diese Populationen sich einerseits sehr ähnlich sind, sich genealogisch also nahe stehen, dennoch aber differenzieren lassen müssten, da die Populationen durchaus auf verschiedene regionale Tierstämme zurückzuführen sind, eine Verwandtschaft sich jedoch über den überregionalen Bullenaustausch ergeben haben müsste.

  • Gelbvieh

  • Frankenvieh in Bayern

  • Glanrind in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz

  • Limpurger in Baden-Württemberg

Ergänzende zu dem bereits beschriebenen Rassespektrum kamen die drei in Deutschland beheimateten Gelbviehschläge hinzu, die in Süddeutschland die genealogischen Verbindungsglieder zu den Roten Rassen der Mittelgebirge bilden.


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