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Schwerpunkt - Geflügel


Das westfälische Totlegerhuhn


Das Westfälische Totlegerhuhn

Herkunft und Verbreitung

Über die Herkunft des etwas eigentümlichen Namens gilt folgendes: Unter den Ende des 18. Jahrhunderts in Westfalen deutschen Landhühnern waren auch immer einige Tiere zu finden, die für die damalige Zeit eine beachtliche Legeleistung aufwiesen. Die Landbevölkerung gab diesen Tieren den Namen “Alltagsleger” (Alle Tage) oder Dauerleger. Der hochdeutsche Begriff Dauerleger wurde dann unter Einfluss der niederdeutschen (plattdeutschen) Sprache, zum “Daudtleijer”. Dieser niederdeutsche Rassenamen verballhornte sich dann mit der Übertragung in die hochdeutsche Sprache zum Totleger. Die in mancher Literatur zu findende Namensdeutung, diese Hühnerrasse lege sich zu Tode, lässt sich mehr ins Reich der Fabel verweisen und sprachgeschichtlich nicht erklären. Die heute häufig nur kurz als Totleger bezeichnete Rasse entstand aus der bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch recht häufigen Stammrasse aller heute vorhandenen heimischen Rassen, dem deutschen Landhuhn. Die gemeinsamen Kennzeichen - relativ dunkle Iris der Augen, weiße oder leicht bläuliche Ohrscheiben, graue oder bläuliche Lauffarbe sowie die weiße Schalenfarbe der Eier - weisen auf die gemeinsame Abstammung aller nordwesteuropäischen Rassen hin. Dieser rosenkämmigen Variante der nordwestdeutschen Sprenkelhühner kann man ihr erstes Erscheinen wohl kaum genau datieren, es ist aber sicher, dass die Vorfahren der heutigen Totleger bereits um 1800 nachzuweisen waren. Die Westfälischen Totleger entstanden durch jahrzehntelange Zucht auf den großen Einzelgehöften des ostwestfälischen Raumes. Als Kerngebiet der Erzüchtung dieser Rasse kann man die Umgebung der Städte Herford und Bielefeld eingrenzen. Unter dem etwas raueren Klima des Ravensberger Hügellandes als fleißiger Futtersucher entstanden, war diese Rasse bis weit in das 19. Jahrhundert durchaus nicht selten. Das Aufkommen ausländischer Rassen ab etwa 1880 brachte nicht nur die Totleger in die Flaute. Die 1904 zur Erhaltung der Rasse gegründete Züchtervereinigung hielt zwar den Zuchtstand, konnte aber nicht für eine weitere Verbreitung der Rasse sorgen, zumal die Totleger leistungsmäßig mit den neuen Rassen nicht mithalten konnten. Die Westfälischen Totleger waren seit etwa 1900 überwiegend Ausstellungsrasse in der Hand eines kleinen Kreises von engagierten Liebhabern. Der Bestandstiefpunkt ist in den 1980er Jahren anzusetzen. Erst ab 1988 folgte unter dem neu formierten Vorstand des Sondervereins der Züchter des Westfälischen Totlegerhuhnes mit dem 1. Vorsitzenden W. Dercks ein deutlicher Aufwärtstrend der Rasse, der bis heute anhält.

 

Merkmale und Eigenschaften

Die Totleger zeigen die volle, tiefe, allseits abgerundete Landhuhnform mit besonders beim Hahn deutlicher Brustfülle und ausgeprägtem Legebauch der Henne. Kennzeichnend für die Totleger ist weiterhin die mittelhohe Stellung, eine volle Befiederung und ein eher kleiner, fein geperlter Rosenkamm, der den Witterungsunbilden (Frost) weniger ausgesetzt ist als ein Stehkamm. Das dunkelbraune Auge sitzt in einem mit feinen Federchen versehenen Gesicht. Der Schnabel ist kräftig und bläulich-hornfarbig. Die Kehllappen werden mittellang gewünscht, um auch hier die Wetterfestigkeit der Rasse hervorzuheben. Die Ohrscheiben sind bläulichweiß, rund und nicht zu groß. Der mittellange, mit reichem Behang versehene Hals geht in den vollen, tiefen und abgerundeten Rumpf über. Kräftige, mittellange Schenkel und feinknochige, deutlich graublaue Läufe runden das Bild eines beweglichen, eleganten Landhuhnes ab. Das Gefieder ist straff und fest als Schutz gegen Witterungseinflüsse. Das herausragendste Charakteristikum ist aber die Sprenkelzeichnung des Gefieders. Sehr treffend ist das Federkleid der Totleger-Henne “mit schwarzen Punkten übersät” in der Musterbeschreibung gekennzeichnet.

Die Sprenkelung des Hennengefieders ist deutlich feiner als beim Hahn. Das Unter- und Flaumgefieder ist bei beiden Geschlechtern dunkelgrau. Das Körpergewicht liegt bei den männlichen Tieren zwischen 2 und 2,5 kg und bei den Hennen zwischen 1,5 und 2 kg. Die Westfälischen Totleger sind damit zu den leichten bis mittelschweren Rassen zu zählen. Die Ringgröße beträgt für den Hahn 18 mm Durchmesser und für die weiblichen Tieren 16 mm. Die Schwankungsbreite der Eigewichte liegt zwischen 50 und 65 Gramm. Eier unter 53 Gramm sollten nicht zur Brut verwendet werden. Bei guter Haltung und Fütterung legen die Totleger etwa 180 Eier im ersten Jahr. Das Leistungspotential kann bei herausragenden Einzeltieren aber deutlich über 200 angesetzt werden, bleibt momentan aber noch auf Ausnahmen begrenzt. Zwei Spitzenhennen aus der mehrjährigen Zucht des Autors schlossen das Kontrolljahr 1998/1999 mit 243 bzw. 233 gelegten Eiern ab. Den Totlegern wird häufig die Nichtbrütigkeit zugesprochen. Bei Tieren mit hoher Legeleistung gilt dies auch uneingeschränkt. Aber Rassevertreter, die nicht intensiv auf Leistung gefüttert werden und zusätzlich ansprechende Haltungsbedingungen vorfinden - die Brütigkeit beim Haushuhn ist multifaktoriell bedingt - können durchaus gluckig werden. Totleger sind in der Brut dann sogar recht zuverlässig und führen ihre Küken gut. Die Westfälischen Totleger sind frühreife Tiere, bei denen eine höhere Legeleistung als bei vergleichbaren Rassen im Vordergrund steht. Sie lassen sich leicht aufziehen, sind frohwüchsig und befiedern schnell. Besonders bei unbegrenztem Auslauf streifen sie weit umher und sind äußerst fleißige Futtersucher, denen auch Witterungseinflüsse in raueren Klimaten wenig Probleme bereiten. Totleger sind sehr lebhaft und besonders in der Jugendentwicklung schnell flüchtig. Bei entsprechender Pflege können sie aber doch sehr zutraulich werden.

Aktuelle Situation

Die Westfälischen Totleger waren 1994 eine der Geflügelrassen, die zur Rasse des Jahres gewählt wurden, um auf den Gefährdungsgrad hinzuweisen. Zu dieser Zeit hatte die Rasse ihre Talsohle allerdings schon wieder deutlich durchschritten. Dank des Engagements des Sondervereins der Züchter des Westfälischen Totlegers unter ihrem 1. Vorsitzenden W. Dercks aus Telgte begann ab Ende der 1980er Jahre ein deutlicher Aufwärtstrend dieser Rasse. Rund 60 überwiegend sehr aktive Mitglieder sind heute (1999) im Sonderverein, der zwar bundesweit tätig ist, dessen Großteil der Mitglieder aber im westfälischen Raum konzentriert ist. Bundesweit sind ca. 30 Zuchten vorhanden, die nicht im Sonderverein organisiert sind, die Rasse aber auf den kleineren und größeren Schauen des BDRG zeigen. Etwas schwieriger zu schätzen ist die Zahl der nicht in der Rassegeflügelzucht organisierten Halter der Westfälischen Totleger. Eine geschätzte Zahl von etwa 100 Beständen dürfte hier aber zutreffen. Die Westfälischen Totleger sind nicht mehr akut bedroht, die Entwicklung der Rasse ist aber weiterhin zu beobachten.

Im Jahr 2000 wurden bei einer Bestandserhebung der Westfälischen Totleger des Farbschlags silber 178 Hähne und 728 Hühner als eingetragene Zuchttiere registriert. Sie verteilten sich auf 94 Züchter. Bei dem goldenen Farbschlag wurden 96 Hähne und 419 Hühner als eingetragenen Zuchttiere gezählt und die Anzahl der Züchter betrug 54.

Im Jahr 2005 konnten 343 männliche und 1492 weibliche Tiere registriert werden.


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