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Schwerpunkt - Geflügel


Bergische Kräher


Bergische Kräher

Herkunft und Verbreitung

Zur Entstehung der Bergischen Kräher sind zwei Geschichten überliefert. Eine Sage, nacherzählt von Friedrich Wieden: “Als zu Ende des 12. Jahrhunderts Graf Engelhard vom Berg, der beim Kreuzzug des Kaisers Barbarossa mitgewirkt hatte, mit seinen Knappen abgezogen war, verirrten sie sich bald in einem großen Wald, aus dem sie keinen Ausweg zu finden wußten. Aus Mangel an Nahrungsmitteln völlig entkräftet, irrten sie drei Tage durch den Wald. Am Morgen des vierten Tages, als der Graf sein Morgengebet verrichtete, bat er Gott den Herrn inbrünstig, ihn aus diesem furchtbaren Walde zu führen, und gelobte heilig, dasjenige, das ihn aus diesem Walde errette, mit in die bergische Heimat zu nehmen zum ewigen Angedenken, und um Kind und Kindeskindern zu zeigen, wie Gott ihn aus großer Gefahr befreit habe. Als der Graf eben weitergehen wollte, hörte er einen langgezogenen Schrei. Einer sah den anderen verdutzt an, denn keiner von allen hatte solch einen langen Hahnenschrei jemals gehört. ”Das war Gottes Stimme!” rief der Graf und machte sich auf den Weg, dem Hahnenschrei entgegen, welcher sich von Zeit zu Zeit wiederholte. An einem einsamen Kohlenbrenner schließlich saß ein Hahn auf einem Baumstamme, der von Zeit zu Zeit seine Stimme ertönen ließ. Getreu seinem Schwure kaufte der Graf dem Köhler die Hühner ab und brachte sie auch glücklich in die bergische Heimat. Hier wurden die Tiere gehegt und gepflegt. Wegen des langen Krährufes waren sie bald sehr beliebt. Die zweite Geschichte wird zitiert aus dem Buch ”Deutsche Hühnerrassen” (1922) von Ernst Rübenstrunk Jun.: ”Man erzählt sich darüber, daß vor stark hundert Jahren im Tale der Wupper spanische Mönche sich niederließen, die auch eine spanische Hühnerrasse, sehr groß und imposant, mitbrachten, die sich im Laufe der Jahre mit den Landhühnern der dortigen Gegend kreuzten, woraus die charakteristische Kräherrasse entstand, der die stolze und imposante Haltung der Spanier eigen ist mit schwarzer, goldgetupfter Landhuhnfärbung und einem langgezogenen Ruf des Hahnes, der beim Krähen den Hals weit vorstreckt, dabei einige Schritte vorwärts läuft und im Krähen den Kopf senkt.” Herbert Wieden, 1. Vorsitzender des Sondervereins der Züchter Bergischer Hühnerrassen: ”Die alten Sagen sollte man nicht wortwörtlich nehmen. Sie bergen aber meistens ein Körnchen Wahrheit. Aus heutiger Sicht stammen die Vorfahren der Bergischen Kräher mit Sicherheit aus dem vorderen Orient. Nur dort und in Asien gibt es langkrähende Hühnerrassen. So zum Beispiel die türkischen Denizli. Diese langkrähenden Tiere vermischten sich mit den einheimischen Landhühnern, und so konnte sich bereits vor einigen hundert Jahren die Rasse des Bergischen Krähers entwickeln. Die Bergischen Kräher und die Bergischen Schlotterkämme sind wahrscheinlich die ältesten deutschen Hühnerrassen. Die Sage, nach der spanische Mönche die Bergischen Kräher mitgebracht haben, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Die Mittelmeerrassen zeigen keine der Merkmale der Kräher. Vielleicht haben die Mönche aber zur Verbreitung beigetragen.”

Merkmale und Eigenschaften

Die Bergischen Kräher zeichnen sich vor allem durch ihre Schönheit und ihren einmaligen Krähruf aus, weswegen sie auch als ”Virtuosen” unter dem Rassegeflügel bezeichnet werden. Einzigartig ist, dass die Hähne beim Krähen mit erhobenem Kopf weiterlaufen und diesen bei jedem Schritt mehr zum Boden hin senken, bis ihr Schnabel den Boden berührt und sie ihren Ruf, mit einem von Kräherzüchtern als ”Schnork” bezeichneten Laut beenden. Dieser Krähruf der Hähne hält fünfmal so lange an wie der anderer Rassen.

In der äußeren Erscheinung heben sich die Bergischen Kräher ebenfalls von anderen Hühnerrassen ab. Sie sind groß und aufgerichtet, mit langgestrecktem Rumpf und leicht gebogenem Rücken. Dieser sogenannte ”Karpfenrücken” gilt bei anderen Rassen als schwerer Fehler. Die mittelhohe Stellung verleiht ihnen eine stolze Haltung. Das Gefieder der Bergischen Kräher ist hart und fest. Die Flügel sind hoch angesetzt und langgezogen, der Schwanz des Hahnes wird, mit seinen langen breiten Haupt- und vielen Nebensicheln, ziemlich aufrecht getragen. Die Ohrscheiben sind reinweiß, der Schnabel lang und hornfarbig. Die Augen sind hellrot bis orangefarben. Die Hähne tragen einen mittelgroßen, nicht zu tiefen und grob gezackten Stehkamm. Bei den Hennen kann sich der mittelgroße Kamm im hinteren Teil leicht zur Seite neigen. Die Schenkel sind mittellang, muskulös und nicht weit herausragend, mit anliegender Befiederung. Die kräftigen mittellangen Läufe sind graublau. Der Bergische Kräherhahn ist rötlich-kastanienbraun, die Henne ist schwarz in der Grundfarbe mit goldigen Tupfern an der Seite (Dobbelung). Das Gewicht des Hahnes liegt bei 3 bis 3,5 kg, das der Henne bei 2 bis 2,5 kg. Die Ringgröße beträgt beim Hahn 20 und bei der Henne 18 mm. Die Entwicklung dauert bei den Bergischen Krähern länger als bei anderen Rassen, wodurch die Hennen auch erst später mit dem Legen beginnen. Sie sind Nichtbrüter. Im ersten Jahr sollen die Hennen 150 weißschalige Eier legen, im zweiten Jahr 120. Das Bruteier-Mindestgewicht ist auf 56 g festgelegt.

Aktuelle Situation

Aus heutiger Sicht sind nach Herbert Wieden die Bergischen Kräher keine besonders gute Legerasse. Sie brauchen fast acht Monate bis zur Legereife und bis sie ”schaufertig” sind. Haben die Tiere jedoch erst einmal mit dem Legen begonnen, so wird der Züchter mit vielen Eiern belohnt, die sehr schmackhaft sind. Brüten werden Bergische Kräher nicht. Ärger mit den Nachbarn wegen des Krähens der Hähne hat man kaum. Der Krähruf ist sonor und hört sich angenehm an. Auch krähen die Hähne nicht sehr häufig, denn der langgezogene Ruf ist für sie doch anstrengend. Die Zeichnung ist einzigartig und lässt sich nur bei den Krähern und Schlotterkämmen finden. Bei der Auslese muss man berücksichtigen, dass diese Zeichnung die Neigung hat aufzuhellen, d.h. das Gold nimmt zu. Tiere die zu hell werden, sollten nicht zur Zucht verwendet werden. Inzwischen gibt es auch keine Probleme mehr mit der Aufzucht. Inzuchtschäden sind heute sehr selten, denn es können genügend Tiere ausgetauscht werden. Fremde Rassen sollte man nicht einkreuzen. Zum einen, weil dann der lange Kräherruf leidet, zum anderen, weil die Zeichnung dann nicht mehr rassetypisch ist.

Im Jahr 2005 gab es 73 männliche und 251 weibliche eingetragene Zuchttiere

 


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