Die Gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2003:
Haus- und Hofhunde vom Aussterben bedroht
Von Spitzen und Pinschern


Spitz pass auf, dürfte wohl in unserem Lebenskreis eines der bekanntesten Gesellschaftsspiele des letzten Jahrhunderts gewesen sein. Heute muss der Spitz mehr denn je aufpassen, ist er doch einer der gefährdetsten Hunderassen in Deutschland mit gerade einmal 11 Zuchttieren, 5 Hündinnen und 6 Rüden beim Großspitz. Etwas besser geht es da noch dem Mittelspitz und dem Deutschen Pinscher, die die Riege der gefährdeten Haus- und Hofhunde vervollständigen.

Der Hund ist der älteste Wegbegleiter des Menschen. Von Beginn seiner Domestikation an, vor etwa 10 000 Jahren stellt er einen wichtigen Partner und Helfer dar. Heute gibt es über 440 bekannte Hunderassen. Die meisten hatten ursprünglich ganz spezifische Aufgaben, für die sie gezüchtet wurde. Diese Aufgaben sind häufig nicht mehr existent, wie z. B. für den Groß- und Mittelspitz als Spezialist für die Bewachung der Weinberge und der Transportgüter.

Spitzartige Haushunde sind die älteste Form des Haushundes in Europa und eine der ältesten Rassen der Welt. Sie waren um die Jahrhundertwende von Petersburg bis Italien hinab weit verbreitet und bis weit in das 20. Jahrhundert hinein waren Spitze vom täglichen Leben auf dem Bauernhof nicht wegzudenken. Sie zeigen keine Neigung zum Streunen und sind als ausgezeichnete Wächter unbestechlich. Der Spitz bewährte sich auch bei der Bewachung der Nutztieren des Hofes, Ratten und Mäuse hingegen werden schonungslos verfolgt.

Der weiße Großspitz war auf Grund seiner eleganten Erscheinung eher in vornehmen und gutbürgerlichen Gesellschaftskreisen und den Küsten der Nord- und Ostsee zu finden. Die schwäbischen Weinbauern hingegen hielten schwarze Großspitze, deren typische Aufgabe es war, die reifen Trauben in den Weinbergen vor vier- und zweibeinigen Dieben zu schützen und die daher als Weinbergspitz bekannt waren.

Der Mittelspitz stellt in der Größe von über 25 cm bis 40 cm Rückenhöhe wohl den häufigsten Vertreter in früheren Jahrhunderten dar. Er war bei Handwerkern, Fuhrleuten, Kleinbauern und beim einfachen Volk vor allem als Wachhund verbreitet. Als Zuchttiere sind beim Mittelspitz etwa 25 Hündinnen und 12 Rüden erfasst.

Heute sind Groß- und Mittelspitze ausgesprochene Haus- und Familienhunde und ideale Wächter für Haus und Hof. Ohne aggressiv zu sein teilt der Spitz jede mögliche Gefahr mehr oder weniger lautstark mit. Groß- wie Mittelspitz sind bei langen Wanderungen unermüdliche Begleiter und auch im Hundesport (Agility) begeistert dabei. Sie sind intelligent, gelehrig, lebhaft, geflügelfromm, umgänglich, geduldig mit Kindern, robust und witterungsunempfindlich beschrieben. Das dem Spitz anhaftende Image des „Kläffers“ stammt aus der Zeit, in der die Hunde frustriert an der Kette lebten mussten– und die hoffentlich bald nicht nur für Spitze vorbei ist. Spitze sind meist recht langlebig und gelten als wenig krankheitsanfällig.

Über die genaue Herkunft des Deutschen Pinschers weiß man wenig. Bereits seit dem vorletzten Jahrhundert wird darüber gestritten, ob Pinscher und Schnauzer von englischen Terriern abstammen oder umgekehrt. Fest steht jedoch, dass sich die Pinscher seit Beginn der Rassehundezucht in Deutschland vor rund 100 Jahren kaum verändert haben. Pinscher wurden gerne zur Vertilgung von Raubzeug (Ratten und Mäuse) gehalten und waren als Stall- und Kutschenhunde um die Jahrhundertwende auf bald jedem Hof anzutreffen. Daher stammen auch Lokalbezeichnungen wie „Stallpinscher“ und „Rattler“, die zunächst wenig anziehend klingen und doch eigentlich eine Auszeichnung darstellen. Diese mittelgroßen, robusten, wendigen und mutigen Hunde sind in der Lage, mit Ratten fertig zu werden. Streunen durften die Stallhunde nicht.

Größere, rauhaarige Pinscher spielten bei den Fuhrleuten eine wichtige Rolle. Solange der Pinscher auf dem Fuhrwerk saß, konnten die Kutscher ruhig abwesend sein. Es wagte niemand Pferd und Wagen anzurühren. Hier erfüllten Spitz und Pinscher dieselbe Funktion, für die Ausdauer und unermüdliche Wachsamkeit notwendig sind. Beim Deutschen Pinscher sind etwa 40 Hündinnen erfasst.

Pinscher wie Spitze sind selbständige, selbstbewusste Persönlichkeiten. Sie brauchen den Familienanschluss und wollen überall dabei sein. Spitze und Pinscher sind anpassungsfähige, vielseitige und „praktische„ Rassen, die zu Unrecht vergessen werden und sicherlich auf zahlreichen Bauernhöfe und in Familien begeistern können.

Im Verein für Deutsche Spitze e.V. und im Pinscher und Schnauzer Klub 1895 e.V. werden diese beiden Rassen seit vielen Jahren züchterisch betreut.

Es ist zu hoffen, dass durch die Ernennung zur Gefährdeten Nutztierrasse für diese typischen Haus- und Hofhunde wieder neues Interesse geweckt werden kann und die bisherigen Erhaltungsmaßnahmen Unterstützung finden werden.  

 


 Bilder zur Gefährdeten Nutztierrasse 2003:



  Groß- und Mittelspitz


  Deutscher Pinscher

 


 Komprimierte Textdateien zum Download:



  Presserundschreiben zur Bekanntgabe der gefährdeten Nutztierrasse 2003

    "Haus- und Hofhunde vom Aussterben bedroht"
    

  Pressemitteilung

    Gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2003 (Langversion)
    "Haus- und Hofhunde" - Spitz pass auf – sonst stirbst Du aus!


  Pressemitteilung

    Gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2003 (Kurzversion)

    "Haus- und Hofhunde" - Spitz pass auf – sonst stirbst Du aus!
    

  Gefährdete Haus- und Hofhunde - Von Spitzen und Pinschern


Geschäftsstelle (GEH) -  Tel.:  05542/1864
© Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH)

zurück Zurück zur Übersicht